Die Heilige Familie (2)
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Warum ist es heute noch interessant, sich über die Heilige Familie Gedanken zu machen? Das war die Frage, die ich mir gestellt habe. Der Grund ist ein sehr einfacher. Die Heilige Familie, Maria, Josef und ihr Kind Jesus, sind das Urbild der Familie überhaupt. Es ist das häufigste Motiv der Kunstgeschichte. Schaut man genauer hin, dann ist diese Heilige Familie keine „wirkliche“ oder „echte“ Familie. Josef ist nicht der leibliche Vater, allenfalls so etwas wie ein Ziehvater. Jesus nicht von ihm gezeugt, folgt man der Erzählung der Bibel. Dass Maria ihr Kind als Jungfrau auf die Welt bringt ist religiöses Mysterium, über das die Theologen sich immer wieder den Kopf zerbrechen. Albrecht Koschorke ist Literaturwissenschaftler in Konstanz. Ich habe ihn interviewt und gefragt, was ihn an diesem Thema interessiert habe. Ein spirituelles oder religiöses Interesse hatte er sicher nicht. Ihn interessierte die Folgen die dieses ideale Bild einer Familie, die keine (biologische) ist. Sie ist eine symbolische Familie. Ein Symbol für was, für welche Realität?
250. Geburtstag von Jean Paul
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„Sein Herz und seine Schrift waren eins“ Zum 250. Geburtstag von Jean Paul
Heinrich Heine bewunderte das Werk Jean Pauls, weil „sein Herz und seine Schrift ein und dasselbe“ waren. Für ihn stand er „ganz isoliert in seiner Zeit“. Das fühlte auch Goethe, der, als er sich in Weimar aufhielt, genau so um ihn warb wie Herder, Allein Nietzsche kam mit ihm nicht zurecht und nannte ihn einmal abschätzig ein literarische „Verhängnis im Schlafrock“.
Denkmal Jean Paul in Bayreuth
Quelle: Wikimedia.org
Tschick
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Robert Schumann & Jean Paul
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Robert Schumann und Jean Paul In seiner Jugend wollte Robert Schumann Dichter werden. Sein großes Vorbild war Jean Paul. Er hatte alles von ihm gelesen. Schumann liebte Jean Paul. Sein Traum war es, so schreiben zu können wie der romantischste aller romantischen Schriftsteller. Doch sein Ideal erreichte er nie. Dafür entdeckte er in der intensiven Auseinandersetzung mit der Jean Paulschen Dichtkunst sein musikalisches Genie. Logo Radio Carleton Für Radio ... habe ich gemeinsam mit Günter Hess (Ton und Regie) ein Feature produziert mit dem Titel "Er hat mich oft dem Wahnsinne nahegebracht..." Robert Schumann und Jean Paul In der Komposition "Fantasie op.17" sind Schumanns romantische Empfindungen Musik geworden. Sie gehört zu den schönsten Werken der gesamten Klavermusik. Literatur und Musik, bei Schumann und Jean Paul haben sie sich auf wunderbare Weise vermählt...
Hier klicken, um das Feature "Er hat mich fast dem Wahnsinne nahegebracht" anzuhören.
Entdeckung der Liebe
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Tristan und Isolde
Die Entdeckung der Liebe im zwölften Jahrhundert
„Ihr hohen Herren, wollt ihr eine schöne Geschichte von Liebe und Tod hören?“
So beginnt der Roman von Tristan und Isolde in der Fassung von Béroul, eines altfranzösischen Dichters und Spielmannes um das Jahr 1180. Nichts auf der Welt könnten wir lieber wollen. Wir fragen uns, woher der Zauber dieses ersten großen Liebesromans der abendländischen Geschichte? Welche Gefühle innerer Anteilnahme weckt ein Roman von Liebe und Tod in unseren Herzen? Ist es die leidenschaftliche Liebe, die zum Tod führt, ein Grundmotiv der ältesten Legenden, der ältesten Lieder unserer Literatur? Erklärt das den ungeheuren Erfolg des Romans über die Jahrhunderte hinweg? Und noch etwas verstört uns in unserer tiefsten Seele:
Tristan und Isolde brechen die Ehe. Ehebruch ist der Verrat an der Liebe. Nahezu alle großen Liebesromane der europäischen Liebesromane haben das Grundmotiv des Ehebruchs. Tolstois Anne Karenina, Flauberts Madame Bovary, Fontanes Effie Briest oder auch D.H. Lawrences Lady Chatterly scheitern in ihren Ehen und flüchten sich in eine leidenschaftliche Liebe. Das irritiert uns, und dennoch möchten wir nichts anderes lesen.
Die drängende Frage, warum Menschen so etwas tun, warum sie sich immer wieder das Leid der Trennung zufügen, ist das Grundmotiv des europäischen Gesellschafts-Romans.
Wenn wir den mittelalterlichen Roman von Tristan und Isolde als Spiegelbild der Gesellschaft ansehen, dann ist es nicht unbegründet, dass Historiker vor einer „Ehekrise“ im 12. Jahrhundert sprechen. Was sind die Gründe für diese Krise?
In diesen Jahrzehnten des frühen Mittelalters hat in Europa ein bedeutendes Ereignis stattgefunden. Die Beziehungen zwischen dem männlichen und dem weiblichen Geschlecht änderten sich grundlegend. Dieses Ereignis hat die gesamte europäische Kultur zutiefst gezeichnet und ihre Wirkungen sind bis heute spürbar.